Ausstellung

Eyes in Motion

Zeit, mit ihren unterschiedlichen und gleichzeitig vorhandenen Konzepten und ihrer Abläufe, soll als gestalterisches Potential entdeckt und in die eigenen Fragen und Lösungen einbezogen werden. Gestik, Dynamik und Struktur als intrinsische Zeit der Gestaltung erst zu nehmen ist das Ziel und nicht das Setzen auf die vermeintliche timelessness der Entwürfe. Lange Zeit verstanden als etwas gleichmäßig Fließendes, gerät in ein physikalisches Beziehungsgefüge und gewinnt plastische, formbare Dimensionen. Die auch für Kunst und Gestaltung weiterführende Entdeckung von Realität aufgrund von Beobachtungen, die sich different zu Raum und Zeit bewegen, war dafür ausschlaggebend.

Im Erwandern der vielgestaltigen Architektur der Stadt Rotterdam, im Ausloten ihrer orstsspezifischen Gegebenheiten als Gebiet des größten Hafens Europas, als Lebensraum der überbauten Wunden sowie im Erforschen der Museen und Archive der Stadt zeichnete sich eine Alternative Formation von Beobachtungen ab, die von Bescheidenheit Zeugnis ablegen.

Die Blicke werden zu vielusuellen Randnotizen, die sich geläufigen Eindrücken großstädtischer Unruhe entziehen, und die in dem Kontrast zwischen einem Stadtbild des 21. Jahrhunderts und dem Einräumen von Vereinbarkeit und gestalterischer Muse an Aufmerksamkeit gewinnen.

Zu erleben sind Einblicke, die die Fragen nach dem Westen der Welt mit den Möglichkeiten medialer Formen zu konfrontieren Es sind Einschnitte in die Zeit, der bewegten Bilder – mittels Dehnen und Fokussieren, mittels Spiegelung und Dynamik, mittels Licht und Farbe – die sich als elastisch und nicht als gleichförmiger Ablauf erweisen. Mit diesen Merkmalen der Video-Kunst operiert auch die Fotografie, wenn sie sich als Zeitkapsel versteht, die mit anderen Bildern gespeicherter Zeit in Beziehung tritt.

Die Videoprojektionen und Fotosequenzen der Ausstellung »Eyes in Motion« werden zu Sehpunkten, die sich auf den Ort konzentrieren und die damit die physikalische Konstellation von raum und Zeit in eine ortsspezifische Ausrichtung versetzten. Die positionierten Sachverhalte überschreiten auf diese Weise die Abgrenzungen der fokussierenden Bilder. Die Abgrenzung zum angrenzenden Raum wird ebenso aufgehoben wie der Abbildcharakter, indem auf Strukturzusammenhänge des erlebten Ortes wie auf jene der eingesetzten Medien verwiesen wird.

Die Zurückhaltung unserer Blicke antworten der Einladung durch eine Kultur, die nah und doch fern ist, die uns mit ihrer gestalterischen Beeindrucken zugleich mit Bescheidenheit entgegenkam und eine distanzierte Betrachtung abverlangte. Nicht zuletzt dieses ungewohnte Gegenüber von Präsenz und Unaufdringlichkeit konnte eine Präzision für so nicht gekannte Formen des Lebens in gebauter Raum-Zeit bewirken.

Text: Prof. Roman Martin Deppner

Teilnehmende KünstlerInnen: Janosch Boerckel, Anne Braune, Anton Herbst, Gregor Herse, Robert ter Horst, Robert Lüdtke, Sally Plöger, Varvara Smirnova

Ausstellungseröffnung
12. Mai 2017, 19:00 Uhr

Ausstellungszeitraum
13. Mai – 21. Mai 2017

Öffnungszeiten
Freitag 16.00 - 19.00 Uhr
Samstag 14.00 - 17.00 Uhr
Sonntag 14.00 - 17.00 Uhr

Ort
Artists Unlimited Galerie
Viktoriastr. 24
33602 Bielefeld

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