Sebastian Forkarth

Ma’ale

Die jüdische Siedlung Ma’ale Adumim liegt auf einer Hügelkuppe wenige Kilometer östlich Jerusalems außerhalb der Grünen Linie – jener Grenze die seit dem Sechs-Tage-Krieg im Jahr 1967 Israel und das vormals jordanische Westjordanland trennt. Seit der Gründung Ma’ale Adumims im Jahr 1975 ist die Bevölkerungszahl auf 39.000 angewachsen was Ma’ale Adumim mit 40km2 zur flächenmäßig größten Siedlung im Westjordanland macht. Hinter der unscheinbaren Fassade des architektonisch manifestierten Versprechens eines qualitativ hochwertigen Lebensraumes für die Einwohner Ma’ale Adumims dient der Ort politischen wie militärisch strategischen Zielen. So reiht er sich ein in ein Netz aus rund 120 Siedlungen und weiteren Außenposten die sich auf das israelisch besetzte Westjordanland verteilen und Israel so über sein international anerkanntes Staatsgebiet hinaus erweitern. Dabei setzt sich die Architektur der Siedlungen über bestehende Grenzen hinweg und definiert die Besitzverhältnisse des Landes durch ihre Existenz scheinbar unwiderrufbar neu. Siedlungen werden zu zentralen Späh- und Meldeposten und versprechen Schutz der eigenen Infrastruktur und des israelischen Staates sowie Kontrolle und Überwachung »feindlicher« Aktivität der arabischen Nachbarn inner- und außerhalb des Westjordanlandes. Auf diese Weise wird die Sicht funktionalisiert und der Bevölkerung eine militärische Aufgabe auferlegt, die sich mit dem öffentlichen wie auch privaten Alltag vermischt.

Sebastian Forkarth, geboren 1985 in Herdecke, studierte 2006 bis 2012 Fotografie & Medien an der FH Bielefeld und 2010 bis 2011 an der Bezalel Academy Jerusalem. Seine Diplomarbeit »Ma’ale« wurde betreut von Prof. Roman Bezjak und Prof. Axel Grünewald.