Philipp Schmidt

GOLDHAMME

Papa Django hat einen Schäferhund und der heisst Joe. Djangos Kneipe heisst Alleetreff. Es ist kalt und naß weil die Heizung kaputt ist. Hans Gerd Schamberger gehört der Krämerladen auf der Vereinsstraße. Er erzählt gerne von früher, mag den Vfl Bochum und liebt seine Heimat. Sein Vater ist sehr krank und dessen Vater gehörte der erste Laden an der Vereinsstraße. Herr Schamberger kennt noch das alte Ruhrgebiet, vor dem Strukturwandel. Martina kennt es nicht. Auch sie mag Fussball. Mit ihrer Freundin Jenny trifft sie sich an der Jahrhunderthalle und sie rauchen Zigaretten. Früher schwitzten hier die Männer und schmiedeten tonnenschwere Glocken. Eine davon hat man am Rathaus in der Stadt ausgestellt. Kamilla steht in ihrem Garten zwischen den Rosen und streichelt die Katze. Ihr Mann malochte einst bei Krupp und sie selbst stand bei Opel am Band. Fast 35 Jahre lang. Heute kämpft auch hier das verbliebene Drittel um seine Jobs. In Goldhamme ist es sehr ruhig, die Straßen und Fassaden sind sehr gepflegt, es ist alles sehr bescheiden und zurückhaltend. Franz dagegen sagt, „abends gibt es Banden auf der Essenerstraße.“ Franz hat sein Leben lang gesoffen. Jetzt ist er trocken und lenkt sich mit Videofilmerei vom Alkohol ab. Sein Lieblingsmotiv ist der 15 Jahre alte Dackel seiner Frau, die Porzellanfigürchen sammelt. Sie wohnen gegenüber von Herrn Schambergers Laden.

Philipp Schmidt, geboren 1983 in Groß-Gerau, studiert seit 2007 Fotografie an der FH Bielefeld. Das Buch »GOLDHAMME« ist eine Gemeinschaftsproduktion mit dem Grafikstudenten Arne Vogt (FH Bielefeld) und zeigt Fotografien aus dem gleichnamigen Bochumer Stadtteil aus 2009 und 2010. Betreut wurde das Projekt durch Prof.Axel Grünewald und Prof.Dirk Fütterer.