Marc Marquardt

Schwarze Kammern

»Wenn ein Gegenstand zu seiner ursprünglichen eine weitere komplexe Natur annimmt, wird er zu einem so genannten »objet surréaliste«. Anders als in der Malerei behält solch ein Objekt, wie auch der Raum, in dem er sich befindet und mit dem er somit unweigerlich in Beziehung tritt, in der klassischen Photographie seine eigene materielle Beschaffenheit immer bei. Seine gewohnten Eigenschaften können sich jedoch steigern; er kann dieser allerdings auch entledigt werden. Sowohl der Raum als auch das sich darin Befindliche sollen sich in meinen Bildern gemeinsam von der Welt des Gewöhnlichen absondern und sich allgemeiner Interpretationsmechanismen entziehen. Ein einfacher Kamerabalgen, herausgelöst wie ein Fragment, wird zu einem rätselhaften Ding, zu eben diesem »objet surréaliste«. Es schluckt das Licht und wirft in seinem Innern den tiefsten Schatten, wenn nicht ein Bild von außen sein Inneres erhellt. Denn dann bildet es den Raum, dessen „Fenster“ meine Realität und deren fotografisches Abbild begrenzen. Da, wo das Licht von diesem Ding „geschluckt“ wird, wo das Bild aussetzt und somit scheinbar nichts mehr zu zeigen vermag, entstehen Bereiche, die ich als Bild-Synkopen bezeichne. Es handelt sich dabei nicht um Leerstellen im wörtlichen Sinne, sondern um Deutungsflächen, welche die von mir aufgesuchten Räume und vor allem deren Abbilder erweitern und im Unbewussten des Betrachters fortsetzen lassen können. In meiner fotografischen Arbeit stellt sich dabei auch die Frage nach dem Bildwerden an sich. Die Farben sind getrocknet, die Schichten sind fixiert. Ist ein Bild entstanden? Wann ist es beendet?« (Marc Marquardt)

Marc Marquardt wurde 1977 in Burg bei Magdeburg geboren. Seine Diplomarbeit »Schwarze Kammern« entstand im Sommersemester 2010 unter der Betreeung von Prof. Emanuel Raab. Marc Marquardt lebt und arbeitet als Fotograf und Künstler in Berlin und Burg.