Lea Fender

Kolonaki

Die Superreichen Athens, so erzählt man sich, sind schon längst weitergezogen. Um bei Prada einzukaufen oder in Griechenlands ersten Members-Only-Club zu verweilen kehren sie jedoch zurück nach Kolonaki, »dem angestammten Quartier der Bourgeoisie«. Nach den deutschen Besatzern waren es die Generäle der Junta und die reichen Reeder die sich dort niederließen. Autos brennen hier jedenfalls keine.
Es mag den Betrachtern ein wenig Fantasie abverlangen, aber als Lea Fenders Arbeit »Kolonaki« im Mai letzten Jahres entstand, da war es noch nicht die Flüchtlingskrise die Europa fesselte. Fender suchte eine Perspektive aus der sich die Gesichter derer, dessen Leben in ökonomisch unveränderten Bahnen verläuft, zeigen ließ. Ob dem tatsächlich so ist sei dahingestellt, es ist die Wahrung des Scheins die hier an zentraler Stelle steht. Während diejenigen die direkt von den sozialen Umwälzungen betroffen sind trotzig darum kämpfen ihre Würde zu bewahren, wirken die von Fender portraitierten Passanten auf den Gassen Kolonakis bewusst gelassen. Risse in der Fassade, sofern es sie geben mag, verschwinden hinter einer Ausstrahlung die vor Stolz nur so strotzt.

Lea Fender studiert seit dem Wintersemester 2014/15 Fotografie und Medien. »Kolonaki« entstand im Rahmen der Athen-Exkursion des Kurses Reportagefotografie unter der Betreuung von Prof. Roman Bezjak.