Jonas Fischer
De Facto
Abgesehen davon, dass »DE FACTO« von Jonas Fischer natürlich wunderbar funktioniert, widersprechen sich Form und Inhalt der Arbeit in gewisser Weise. Das Analytische und Kompositorische der Bildsprache Fischers, zeichnen sich durch eine bemerkenswerte Klarheit aus, die Thematik hingegen ist schwer fassbar. Im Prinzip geht es um etwas dessen Existenz vom Blickwinkel des Betrachters abhängt, mehr um den Schein als das Sein. Konkret, die Anerkennung eines Staates dessen Institutionen intern legitimiert sind, vom Rest der Welt aber nicht akzeptiert werden. Umso größer der Wiederspruch zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung, desto pointierter zeigen die Bilder den Zustand der Liminalität auf. Der vom Ethnologen Victor Turner geprägte Begriff, beschreibt den Zustand einer Entität, deren Existenz auf eine rein physische Dimension beschränkt ist, also keine soziale Auswirkung hat. So auch im Falle Abchasiens, die ehemals zu Georgien gehörende Region erklärte ihre Unabhängigkeit im Jahre 1999. Bis auf Russland, Nicaragua, Venezuela und einigen Pazifikinseln erkennt kein anderes Land Abchasiens Nationalstaatlichkeit an. Je nachdem welche Karte konsultiert wird ändert sich der Status von Abchasien. Daran können auch die Insignien eines Staatsapparates die Fischer so präzise herausarbeitet nichts ändern. Dem Betrachter wird eine Unwirklichkeit vermittelt die über die Klassifizierung »DE FACTO« fast noch hinausgeht. Die Diskrepanz zwischen dem Physischen und dem Sozialen ist klaffend, unleugbar und unfreiwillig komisch. Wie in Bielefeld also.
Jonas Fischer studierte seit 2010 am Fachbereich und machte im Wintersemester 2014/15 mit dieser Arbeit seinen Bachelorabschluss bei Prof. Roman Bezjak.