Daniela Berheide, Mario Wallenfang
B 812 Rosengarten und K 804 Warnamt Eifel
Unter den Ahrtaler Weinbergen, rund 25 Kilometer von Bonn entfernt, befinden sich noch heute die Reste des wohl größten deutschen Regierungsgeheimnisses aus Zeiten des Kalten Krieges. Mit rund 17 Kilometern Gesamtlänge bohren sich in über einhundert Metern Tiefe die verzweigten Gänge eines streng geheimen Bunkers durch die Unterwelt, der im Falle eines dritten Weltkrieges Zentrum und Zufluchtsort für die Bundesregierung und die wichtigsten Funktionsträger Deutschlands geworden wäre.
Als Mitglied der NATO unterlag der Staat strengen Schutzauflagen, zu denen auch ein unterirdischer Schutzraum für die Regierung zählte. Ein Jahr nach Mauerbau, im Jahr 1962 bis 1972, entstand unter dem Decknamen Rosengarten (B 812) ein vier Milliarden DM schweres Bauprojekt, dessen Ausmaße noch heute beeindrucken. Im atomaren Verteidigungsfall hätten dort etwa 3 000 Menschen in einer unterirdischen Stadt für 30 Tage überleben und die Reste eines schwer geschädigten Staates regieren müssen. Für die einzelnen Landesregierungen wurden eigens Bunker im jeweiligen Bundesland errichtet, wie der der Landesregierung Nordrhein-Westfalen in Kall-Urft (K 804 Warnamt Eifel).
Aus dem eigens dafür eingerichteten WDR-Fernsehstudio hätte der Bundespräsident seine letzte Rede an die deutsche Bevölkerung gerichtet. Wie es mit der Bunkerbesatzung nach Ablauf der 30 Tage weitergegangen wäre, ist allerdings nicht bekannt.
Die Dokumentation der beiden Bunker in sachlich nüchternen Fotografien wirft einen analytischen Blick auf den Bau und dessen Einrichtung, in denen sich Macht und Angst eines Staates als Szenario einer möglichen Realität widerspiegeln.
Daniela Berheide und Mario Wallenfang studieren seit 2009 Fotografie an der FH Bielefeld. Die Bücher entstanden im Seminar „How I look at it“ unter der Betreuung von Prof. Axel Grünewald.