Carolin Wessel

Nordpol

Auch wenn auf den, während einer Expedition nach Spitzbergen entstandenen Bildern von Carolin Wessel niemand im Packeis stecken bleibt, so ist der Rhythmus ihrer Serie »Nordpol« doch ein sehr langsamer. Die Jahresdurchschnittstemperatur von -6,4 °C überträgt sich auf die Bildsprache, der Dynamik der Tropen wird eine eisige Statik entgegengesetzt. Das Geschehen wird nicht mit der Kamera festgehalten, sondern ist schon festgefroren, Bewegungen bleiben implizit. In dieser Stille ist der Raum der dominante Akteur. Die im arktischen Rahmen platzierten Menschen fügen sich ihm, beziehungsweise gehen in ihm unter. Am »Nordpol« ist das Verhältnis zwischen Mensch und Natur ein asymmetrisches. Wessel gibt dem Raum eine immense Tiefe, doch sind die Flächen schwer zu greifen. Ob als Betrachter oder vor Ort: selbst im Zeitalter des Anthropozän sind wir dort nur zu Gast.

Carolin Wessel machte im Wintersemester 2013/2014 ihren Bachelor, lebt und arbeitet derzeit in Berlin.