Andrea Diefenbach

Land ohne Eltern

Im Rahmen der feierlichen Verleihung des Dokumentarfotografie Förderpreises 2009/2010 der Wüstenrot Stiftung am Mittwoch, dem 04. November 2009 um 18.00 Uhr an der Hochschule Darmstadt, werden in einer anschließenden Ausstellungseröffnung im Designhaus in Darmstadt die fotografischen Arbeiten der Dokumentarfotografie-Preisträger 2007/2008 präsentiert. Die Fotografin Andrea Diefenbach, Abolventin der FH Bielefeld, stellt in dieser Ausstellung erstmalig ihre von der Wüstenrot Stiftung geförderte Arbeit »Land ohne Eltern vor«.

Ausstellungseröffnung:
Mittwoch, 04. November 2009

»Dokumentarfotografie Förderpreise 2007/2008«
05. November – 20. Dezember 2009
FotografInnen: Andrea Diefenbach, Aymeric Fouquez, Kirill Golovchenko, Margret Hoppe

Designhaus
Eugen-Bracht-Weg 6
64287 Darmstadt

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog, den man kostenlos über die Homepage der Wüstenrot Stiftung bestellen kann.

Zur Arbeit
»Im April letzten Jahres besuchte ich die erste Klasse einer Schule in einem Dorf im Süden der Republik Moldau. Als die Lehrerin ihre Schüler fragte, »Wessen Eltern leben in Italien?«, und zwei Drittel der Kinder ihre Hand hoben, war ich erschrocken. In einem kalten Klassenraum vor dreißig Sechsjährigen mit Wollmützen zu stehen und zu wissen, dass diese Kinder ihre Eltern oft jahrelang nicht sehen, weil sie tausende von Kilometern weit entfernt als Putzfrau oder Erntehelfer arbeiten, ist etwas ganz anderes als Statistiken über Arbeitsmigration und Rücküberweisungen zu lesen. In der Republik Moldau gibt es kaum eine Familie, in der nicht mindestens ein Elternteil im Ausland arbeitet«.

Andrea Diefenbach
Andrea Diefenbachs Arbeit »Land ohne Eltern« beschäftigt sich intensiv mit der Lebenssituation von Arbeitsmigranten aus der Republik Moldau, einem der ärmsten Länder Europas. Seit dem der Staat 1991 unabhängig wurde hat etwa ein Drittel der arbeitsfähigen Bevölkerung das Land verlassen, um in Russland oder in den westlichen Ländern der Europäischen Union ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Der eine Teil von Andrea Diefenbachs Arbeit zeigt moldawische Frauen und Männer in Italien, die meist ohne offizielle Aufenthalts- und Arbeitsgenehmigung als Illegale in der Fremde, die Pflege und Fürsorge für Alte und Kranke übernehmen, oder als Putzfrauen oder Erntehelfer arbeiten, um damit das finanzielle Auskommen ihrer eigenen, in der Heimat zurückgelassenen Kinder und Eltern zu sichern. Der zweite Bereich der Arbeit beschäftigt sich mit den in der Heimat gebliebenen und verlassenen Kindern der Arbeitsimigranten, welche, wenn nicht von den Großeltern oder anderen Verwandten betreut, oft auf sich alleine gestellt, schon in jungen Jahren die alltäglichen Aufgaben und die Verantwortung der Erwachsenen übernehmen.

Andrea Diefenbach, geboren 1974 in Wiesbaden, studierte von 2000 bis 2006 Fotografie und Medien an der FH Bielefeld. Seit 2003 arbeitet sie als freiberufliche Fotografin unter anderem für die Magazine Brigitte, NEON, Stern, Brand Eins, DIE ZEIT und an eigenen freien Projekten. Sie lebt in Wiesbaden und ist Mitglied bei der Agentur Focus.