Vedad Divović

Jesus, the Yugoslaws and the Creation of The World

»Jesus the Yugoslavs and the Creation of the World«, der biblisch angelegte Titel von Vedad Divovic’s Bachelorarbeit, setzt sich auch in bildlichen Analogien fort. Die sieben Lampenköpfe der avantgardistisch gestalteten Straßenlaterne im kargen Grün, in erster Linie Symbol für die jugoslawischen Nachfolgestaaten (Kosovo inklusive), erinnern auch an die sieben Arme der jüdischen Menora. Diese stehen wiederum für die sechs Tage der Schöpfung und den Shabbat als Ruhetag. So wird der dialektische Charakter der Arbeit in diesem Bild auf den Punkt gebracht. Zum einen zeigen die Lampenarme in verschiedene Richtungen und verdeutlichen Divovic’s Auslegung des Auseinanderbrechens Jugoslawiens als destruktiven Prozess der vor allem Grenzen und Differenzen mit sich brachte. Zum anderen deutet der implizite Schöpfungsgedanke auch auf das Neue hin. Die Arbeit ist auch eine Suche nach zuvor nicht so dagewesen Identitäten. Divovic’s Fotografien lassen sich nicht in einem Lager verorten, sondern machen die Gegensätzlichkeit zur Methode und versuchen ein Bild der Region zu vermitteln, dass sich mit seinen eigenen Gefühlen deckt. Aufgewachsen in Sarajevo, hat Divovic ein Auge für die Veränderungen die sich nicht auf der nationalstaatlichen Ebene, sondern im Alltäglichen abspielen. Er wird sowohl im urbanen Raum, als auch an den Grenzen der Länder fündig, dort wo sich Divovic zufolge Politik am »besten fühlen lässt«. Dieses Gefühl übersetzt er in Portraits, Straßenszenen sowie Architektur- und Landschaftsaufnahmen. Divovic beweist, dass es keiner aufgewühlter Massen oder großen Akteure für eine politische Arbeit bedarf. Diese finden zwar auch Eingang, doch sie werden behandelt wie Statisten in einem Film, in dem der Raum selbst Protagonist ist. Es ist ein stiller, bisweilen leerer Raum, der es erlaubt den Blick wandern zu lassen. Das was wir sehen hat keinen definitiven Aggregatzustand. Wir wissen nicht ob die abgebildeten Menschen und Objekte vom Fort- oder Rückschritt erzählen, gemein ist ihnen nur die Melancholie.

Vedad Divovic machte im Sommersemester 2016 seinen Bachelorabschluss bei Prof. Axel Grünewald und Prof. Roman Bezjak.