Philip Frowein

Kolkata Brass Bands

Auf der Mahatma Gandhi Road in Kalkutta regiert die Musik. In unzähligen Läden warten Musiker in schillernden Uniformen auf ihren Einsatz. Dieser steht an, wenn die nächste Hochzeit gefeiert werden will.

Von den Briten importierte »Brass Bands« haben die Kolonialzeit überdauert. In der üblichen Besetzung mit Klarinette, Trompete, Posaune, Tuba und Trommel spielen sie Bollywood-Hits und andere Klassiker.

Ohne Hochzeitsband gibt es in Indien keine Hochzeit. Am geschmückten Haus des Bräutigams beginnt die Zeremonie. Von der »Brass Band« flankiert marschiert die Gesellschaft zum Empfang mit der Verlobten – dicht gefolgt vom Bräutigam in einer Kutsche oder als Reiter auf einem Pferd. Am Ziel angekommen nimmt die Party ohne die Band ihren Lauf.

Der Kunde entscheidet im Vorfeld nicht nur über die Farbe der Band-Uniformen, sondern auch über die Größe seiner Band. Nicht allen Wünschen können die Bands mit ihrer Stammbesetzung nachkommen. Da oft auch verschiedene Hochzeiten gleichzeitig bespielt werden müssen, finden sich bei nahezu jeder Veranstaltung eine Reihe von Statisten zwischen den spielenden Musikern.

Die Statisten sind mit der Zeit ein wesentlicher Bestandteil des bunten Treibens um die Band-Läden an der Mahatma Gandhi Road geworden. Als Tagelöhner wechseln sie ihre Uniform und ihr Instrument mit jedem Auftrag. Der ausgelassenen Stimmung amHochzeitsmarsch tut dies keinen Abbruch: Auch wenn nicht aus jeder Trompete Töne kommen, ist es schwer, nicht von der Euphorie gepackt zu werden, die die Bands in ihre Musik legen.

Philip Frowein studiert seit 2008 Fotografie und Medien an der Fachhochschule Bielefeld. Im Rahmen einer Exkursion nach Kalkutta begleitete er die Musiker unter der Betreuung von Axel Grünewald. Die Arbeit »Kolkata Brass Bands« war Teil der Ausstellung »Home of Kali«.