Arbeiten mit Karamell

„Wenn eines der Bilder deinen Blick streift, wenn eines es schafft, dich zu berühren, will ich dir nichts mehr verraten. Du wirst atmen müssen und wirst dich nicht verstellen können. Der einst weiße Glanz der Zuckerkristalle ist zu einer braunen Karamellmasse geschmolzen, die nun einen Körper bedeckt. Es scheint, als könntest du in ihn hineinsehen, als könnte er dich einnehmen. Ich habe die Bilder aber nicht für dich gemacht. Zuerst habe ich gearbeitet um mich zu lehren, die Zerbrechlichkeit des Karamells zu ertragen und die Eigenheit des Materials zu verstehen. Ich habe mich überwunden, zu ertragen. Beim Verstehen habe ich versagt. Danach habe ich ein Bild fotografiert um mich das Warten zu lehren. Ich habe es kaum ausgehalten. Schließlich habe ich die Bilder für dich aufgehängt, um mich deiner Aufmerksamkeit anzunehmen. Aufmerksam für deine Reaktion, die ich niemals zu verstehen vermag, bin ich dennoch wieder und wieder.“

Die Arbeit mit Karamell sucht mit einem unbekannten Vokabular umzugehen, das Körper beschreibt, sie umgibt und ihnen inne ist. Dabei wird eine physische Distanz, eine nahezu unüberwindbare Abneigung, spürbar, die sich sowohl bei meiner Arbeit, als auch beim Betrachten der Bilder zu erkennen gibt. Dieser Abstand mag womöglich der einzige Schutzmechanismus sein, um die eigene Existenz zu gestalten und um das Ich darin zu ertragen. Vor dem Auge der Kamera wird das Bild verwundet und doch besitzt es mehr Aufrichtigkeit und Mitgefühl, als es die Wirklichkeit könnte.

Peter Udo Brückner, geb. 1985 in Erlabrunn (Erzgebirge), studierte von 2007 bis 2011 Fotografie & Medien an der FH Bielefeld. Seine B.A. Abschlussarbeit »Arbeiten mit Karamell« entstand unter der Betreuung von Prof.’in Suse Wiegand und Prof. Axel Grünewald. Peter Udo lebt und arbeitet derweil in Berlin.