Patrick Pollmeier
Das Papier ist glatt
Der Teilnehmner mit der Startnummer 731 reißt auf der Zielgerade des alljährlichen Safari-Volkslaufes in Stukenbrok völlig enthemmt seine Arme in die Höhe, es ist ein emotionaler Moment und er ist sichtlich entkräftet. Noch absurder als die Verwendung der Wörter Safari und Stukenbrok in ein und demselben Satz, ist die legoartige Anmutung seines Gesichtes, die es schwer macht weitere Emotionen zu erkennen. Die ungewollte Verpixelung ist auf die für den Druck zu geringe Auflösung zurückzuführen, doch welcher Laie soll sich denn bitteschön mit den Feinheiten der digitalen Druckvorstufe auskennen? DPI? Papierprofil? In der automatisierten Fotowelt wird einem das eigentlich aus der Hand genommen. Der Technik kann nicht entkommen werden und doch schafft sie sich durch ihre Omnipräsenz paradoxerweise selbst ab. Dank Fortschritt besteht keine handwerkliche Hürde mehr, allerdings bringt deren Abwesenheit auch ein Fehlen an Interesse und Expertise mit sich. Diese Entwicklung kann entweder kulturpessimistisch oder als befreiend gedeutet werden. Patrick Pollmeier schlägt sich in seiner Serie »Das Papier ist glatt« auf die Seite derjenigen die eine Rückbesinnung, auf die inhaltlichen Aspekte der Fotografie erwarten. Trotzdem bekommen alle ihr Fett weg, in seiner fast satirischen Abhandlung, die analysiert wie der Faktor Technik die fotografische Praxis zum Teil ad absurdum führt.
Patrick Pollmeier studiert seit 2013 Fotografie und Medien. »Das Papier ist Glatt« entstand unter der Betreuung von Prof. Axel Grünewald und schaffte es beim European Photography Award 2017 in die Final Shortlist.