Miia Autio

Variation of White

In »Schwarze Haut, weiße Masken«, dem 1952 erschienenen Klassiker des Antikolonialismus von Frantz Fanon, argumentiert der Autor, dass »die Schwarze Person eine weiße Maske tragen muss, um in einer kolonialisierten Welt ernst genommen zu werden«. »Schwarzsein« ist für ihn das Konstrukt eines kolonialen Blickes, der die Psyche und das Selbstverständnis von Schwarzen maßgeblich vorbestimmt. Auch wenn Miia Autio’s Serie »Variation of White« eigentlich »Weiße Haut, schwarze Maske« heißen müsste, um dem Vergleich gerecht zu werden, so geht es in beiden Fällen um Erwartungshaltungen, die Konstruktion von dem was wir sehen beziehungsweise sehen wollen. Aus gesellschaftlicher Perspektive geht es in beiden Fällen um Selbstermächtigung einer unterdrückte Gruppe, deren Hautfarbe von einem arbiträren Idealbild abweicht und sich von der daraus resultierenden Ungleichheit emanzipieren will.
Die Strategie die Autio wählt um sich Albinos in Tansania anzunähern ist mutig, denn sie verzichtet auf die Art von Empathie wie man sie aus einer Reihe humanistisch geprägten Reportagen kennt. So scheint man durch die klassiche Form, die Bilder zunächst klar erkennen und verstehen zu können. Doch nach dem ersten Erfassen des eigenen Blicks wird deutlich, dass die wissende Gewohnheit nicht greift, sogar provoziert wird, denn die Arbeit erschafft ein negatives Abbild der Welt, an dem sich unsere Wahrnehmung als Vorurteil an der Oberfläche kräuselt.
Dem Werktitel »Variation of White« wird besonders durch eine Farbe Nachdruck verliehen – ihrem Gegenstück Schwarz. Umgeben von leuchtender Farbkraft der Hintergründe und den strahlenden Mustern der Kleidung, bleibt die schwarze Haut der Portraitierten die zentrale Farbe. Sie fängt den Blick, denn sie fordert die Beurteilung unserer Annahme heraus und entblößt dabei den ersten Eindruck als flüchtig und torentschieden.

Miia Autio schloss im Wintersemester 2015/16 mit »Variation of White« ihren Bachelor ab. Betreut wurde die Arbeit von Katharina Bosse.