Maximilian Theßeling

Wasting Money

Die Olympischen Spiele sind meist keine sehr nachhaltige Angelegenheit, das gegenwärtige Chaos in Rio scheint dieser Annahme recht zu geben. Ob Peking oder Sotchi, die Nachnutzung der Austragungsorte hält sich in Grenzen. Auch in London erinnern die verbliebenen Bauten eher an das kurzweilige, von Macht und Finanzinteressen dominierte Spektakel, als an gelungene Städteplanung. Selbst in den düstersten postapokalyptischen Brexit-Szenarien wird das Ausmaß des Verfalls und der Zurückeroberung des Olympiaparkes durch die Natur jedoch nicht die Dimensionen des Athener Beispiels annehmen können. Maximilian Theßelings Serie »Wasting Money« ist dennoch kein bloßer »ruin porn«, dazu ist sie zu nüchtern fotografiert. Das harte Licht der mediterranen Mittagsonne lässt die abgebildeten Bauten zu Gerippen aus Stahl und Beton verkommen, wie Mahnmale verweisen sie auf den Höhepunkt des monetären Größenwahns dem die Stadien entwuchsen. »Die Klientel der Regierung machte mit ausländischen Partnern lukrative Geschäft, die Korruption feierte ein großes Fest, und der Nationalstolz florierte«, schrieb der griechische Autor Petros Markaris in der ZEIT. Nach ihrer Entstehung im Mai 2015, einer Zeit als das heute schon fast antiquarierte Wort Griechenlandkrise noch in aller Munde war, wurde Theßelings Arbeit vor allem im Kontext der spezifisch griechischen Situation interpretiert. Im Juli 2016 hinterlässt sie im Angesicht des nahenden Beginns der Spiele in Rio vor allem einen bitteren Vorgeschmack und erinnert daran, dass es die Dynamiken hinter dem Verfall der Athener Spielstätten nicht regionaler, sondern globaler Natur sind.

Maximilian Theßeling studiert seit 2014 Fotografie und Medien. »Wasting Money« entstand im Zuge einer Exkursion nach Athen unter Betreuung von Prof. Roman Bezjak.