Lisa Hermes

How much

»Die käufliche Liebe ist ein fester Bestandteil der indischen Tradition, dessen Wurzeln tief in die Geschichte reichen. Der Wandel dieser Tradition mit der Zeit ist exemplarisch für den Wandel des Werts der Frau in der indischen Gesellschaft. So genossen die Kurtisanen vor dem 11. Jahrhundert n.Chr. noch ein relativ hohes Ansehen, sie waren gebildet und man umgab sich gerne mit ihnen. Auch die Tempeldienerinnen, sogenannte Devasdasis, galten als Teil der Religion. Doch mit der Zeit zerfielen ihre Dienste zu bloßem Männer-Vergnügen. Sowie das Ansehen der Prostituierten sank auch das Ansehen der Frau als solche. Bräuche wie Mitgift, Sati (Witwenverbrennung) oder Tempelprostitution wurden zur gängigen Praxis und sind teilweise auch heute noch verbreitet.

Woher stammt diese Verachtung der Frau, die Unterdrückung des Weiblichen? Warum gab es bis vor kurzem so wenig Widerstand gegen diese »Traditionen«? Was fühlt/denkt eine Frau die mit solchen Werten aufgewachsen ist?

In Kalkutta lernte ich eine Frau kennen, die für die Stellung der indischen Frau in der Gesellschaft wohl kaum repräsentativer sein könnte. Krishna ist 27 Jahre alt, seit acht Jahren Mutter und seit sechs Jahren Prostituierte. Innerhalb von zwei Wochen besuchte ich Sie fast täglich und erhielt so einen kleinen Einblick in ihr Leben. Ich habe versucht, ein persönliches und intimes Portrait von einer Frau zu schaffen, auf dessen Basis sich vielleicht einige der Fragen beantworten lassen.«

Lisa Hermes studiert seit 2011 Fotografie und Medien an der FH Bielefeld. Die Arbeit »How much« entstand im Rahmen einer einer Exkursion nach Kalkutta unter der Betreuung von Prof. Axel Grünewald und war Teil der Ausstellung »HOME OF KALI«.