Johanna Saxen

Zeva Adom

Nach den Erfahrungen des zweiten Weltkriegs symbolisierte Israel die Zukunft für viele jüdische Überlebende der Shoah. Sie sahen in dem Land einen Schutzraum voller Hoffnung und Erwartungen, in dem man wohnen und arbeiten kann. Schon in den Anfängen des letzten Jahrhunderts entstand eine kollektive Siedlungsbewegung, die im ursprünglichen Sinne durch den Sozialismus und basisdemokratische Strukturen geprägt ist. Juden wanderten in den nahen Osten aus, um dort auf zu diesem Zeitpunkt noch kaum erschlossenen Gegenden nach gemeinschaftlich definierten Lebensprinzipien zu leben: die Kibbuzim. Sie spielten eine entscheidende Rolle bei der jüdischen Besiedlung Israels.

Das eigentliche Ziel des jüdischen Staates, ein Leben ohne Krieg wurde bis heute nicht erreicht. Die ständige äußerliche Bedrohung zwingt zur strengen Verteidigung der Grenzen.

In einem Kibbutz, in unmittelbarer Nähe des Gazastreifens untersuchte ich fotografisch, in wieweit das heutige Leben der Bewohner noch mit dem geschichtlichen Hintergrund verwurzelt ist und inwiefern die aktuelle politische Situation das alltägliche Leben beeinflusst.Die ständige Präsenz der äußerlichen Bedrohung für die in unmittelbarer Nähe des Gazastreifens gelegene Heimat wurde somit zum zentralen Gegenstand der Arbeit, die sowohl Umgebung, als auch Portraits der Bewohner zeigt. Krieg steht im völligen Kontrast zu den Idealen des Kibbuzlebens. Die ständige Auseinandersetzung mit der indirekten und direkten äußerlichen Bedrohung transportierte eine surreale Sicht auf das dortige Leben. Der Schutz ist durch Maßnahmen wie Bunker theoretisch gegeben, doch schützen diese Orte nicht vor dem allgegenwärtigen Terror, die der Bewohner über die Jahre im Allgemeinen als alltäglich hinnehmen muss. Das Leben im Kibbuz wird gestört von einer Gefahr, die rein psychisch für jeden einzelnen unterschiedlich ist und damit schwer zu begreifen scheint.Die Vielschichtigkeit des Ortes mit all seinen Ambivalenzen spiegelte sich für mich vor allem in den jungen Bewohnern wieder, die sich in der Verantwortung fühlen müssen ein Land zu verteidigen, damit es eine Heimat und Schutzraum für Juden aus aller Welt bleiben kann.

Johanna Saxen absolvierte mit dieser Arbeit im Sommer 2011 ihr Fotografiestudium an der FH Bielefeld. Die Arbeit entstand unter der Betreuung von Prof. Roman Bezjak und Prof. Emanuel Raab. Heute lebt und arbeitet sie in Zürich und Winterthur.