Giorgio Morra
Hooghly way of life
Giorgio Morras Serie »Hooghly way of life« entstand am gleichnamigen Fluss, einer der Mündungsarme des Ganges in den Golf von Bengalen. Die täglichen Bestattungsrituale, das Wäschewaschen, der Fluss als lebendige Wasserform der Götting Ganga vor industrieller Kulisse; all das schreit geradezu nach einer quietschbunten Reportage à la National Geographic. Morra tappt jedoch nicht in die Exotik-Falle. Obwohl die Bildsprache Charakteristika der klassischen Dokumentarfotografie aufweist, sind seine Bilder auf den ersten Blick ähnlich undurchdringbar wie der von Abwasser durchsetzte Hooghly. Das Treiben am Rande des Flusses verbirgt sich in den Schatten, an anderer Stelle werden die Betrachter geblendet. Immer wieder tauchen Silhouetten auf, die sich einer klaren Einordnung entziehen. Morra dekliniert nicht die gängigen mit indischen Flusslandschaften assoziierten Topoi durch, sondern zeigt Zwischenmomente die es den Betrachtern selbst überlassen die Zusammenhänge herzustellen. Auch wenn dem Hooghly eine reinigende Wirkung zugesprochen wird, so bleibt die Ästhetik von Morras Flussstudie unaufgeräumt, im besten Sinne des Wortes. Eine visuelle Katharsis bleibt aus, da der Ton essayistisch ist und die Pointen subtil sind.
Giorgio Morra machte im Wintersemester 2014/15 seinen Bachelorabschluss. Diese Arbeit entstand 2013 während einer Exkursion nach Kalkutta. Betreut wurde sie von Prof. Axel Grünewald.