Daniela Duckwitz

Bodenangst

»Ich weiß nicht mehr, wer ich bin, was ich bin und wie ich bin. Ich weiß nicht, was ich spüre. Ich fühle mich taub, empfindungslos, abgeschnitten und bewegungslos. Es ist, wie wenn alles braust und saust, und ich mache gar nichts mehr. Rasender Stillstand!. Manchmal ist es auch nur ein leises schief Sein, es passt nicht zusammen, der Schlüssel passt nicht rein, ich habe keinen Zugang zu meinem innersten Zimmer. Ich bin nicht ganz mit mir in Kontakt.«

Was geschieht wenn sich der Mensch nicht mehr im Einklang mit sich selbst befindet und sich immer weiter von sich selbst entfernt, sich falsch und fremd fühlt im eigenen Körper, der einen zentralen Ort der Identitätsfindung darstellt? Essstörungen sind ein zeit- und kulturspezifisches Phänomen, auf welches immer mehr Menschen zur Lösung ihrer Identitätsbedrohung zurückgreifen und so verschwiegene und unterdrückte Gefühle, bodenlose Ängste und innere Konflikte, die sich keinen Weg bahnen dürfen, auf die Ebene der Nahrungsaufnahme verschieben. Die Arbeit ist eine Annäherung an das das Phänomen der Essstörungen, abweichend von den herkömmlichen Betrachtungsweisen und zeigt Inszenierungen an teils geheimnisvollen, teils alltäglichen Schauplätzen und einer darin verharrenden Akteurin. Die Fotografien halten unterschiedlichste Situationen im fotografischen Augenblick, im Stillstand von Raum und Zeit fest und konfrontieren den Betrachter in eindringlicher Intensität mit unaufgelösten Szenen von Angst, Trauer, Verzweiflung aber auch von Sehnsucht und innerer Versunkenheit. Das Zusammenspiel von Offenbarung und Verhüllung, Vertrautheit und Befremdlichkeit, Nähe und Distanz verstärkt die Spannung des Geheimnisses eines jeden Bildes.

Die Fotografin Daniela Duckwitz, 1986 in Löbau geboren, studierte von 2009 bis 2013 Fotografie & Medien an der FH Bielefeld. Ihre hier gezeigte Bachelorarbeit »Bodenangst« entstand unter Betreuung von Prof. Emanuel Raab und Prof. Anna Zika.