Christoph Balkow

Sieg über die Sonne (eine Vorstellung über die Zukunft von Gestern)

Die revolutionären Vorstellungen in Russland zu Begin des 20. Jahrhunderts sind radikal / Vom Nullpunkt sollte die Menschheit neu beginnen / Im Jahr 1913 setzt sich die russische Avantgarde um Malewitsch, Krutschonych und Chlebnikow zusammen und kreiert eine Oper in zwei Akten, ihr Name: »Sieg über die Sonne« / Das erklärte Ziel lautet, durch eine neue, radikale Poesie / Darstellung die Sonne davon zu überzeugen, abzutreten und der Menschheit ihr eigenes (künstliches) Licht zu überlassen – Diese Metapher bildete den Ausgangspunkt meiner Arbeit.

»Sieg über die Sonne«, (eine Vorstellung über die Zukunft von Gestern) stellt den Versuch dar ein fotografisches Modell des frühen zwanzigsten Jahrhunderts, der Epoche der unvollendeten Moderne zu entwickeln, um das was gedacht, was geschehen ist und was hätte geschehen können, in diesem sehr speziellen Moment der Geschichte, nochmals auf einer bildlichen Ebene zu verschränken. Welche Vorstellungen hat der Einbruch der Abstraktion in den Menschen evoziert?

Diese Arbeit greift dabei auf Darstellungsstrategien des Theaters und des Museums zurück. Es werden Bilder der Kunstgeschichte (Malewitschs »schwarzes Quadrat«, Edward Hoppers »Sun in an empty room« etc.) zitiert und Gedankengänge der Avantgarde wieder aufgegriffen. Alle Bilder entstanden mit einer 4×5“ Kamera, ausdrücklich ohne den Einsatz von natürlichem Licht.

»Das einzige was ein Kunstwerk kann, ist Sehnsucht wecken nach einen anderen Zustand der Welt – und diese Sehnsucht ist revolutionär.« (Heiner Müller)

Eine der Grundlagen zu den Überlegungen seiner Diplomarbeit findet sich in diesem Gespräch von Alexander Kluge und Joseph Vogl: Was ist ein Revolutionär?

Christoph Balkow studierte von 2005 bis 2012 Fotografie & Medien an der FH Bielelfeld. Seine Diplomarbeit »Sieg über die Sonne« 
entstand unter der Betreuung von Prof.Dr.Martin Deppner und Prof.Axel Grünewald. Heute lebt und arbeitet er in Berlin.