Cathleen Falckenhayn

bzw.

»Vor dem Objektiv bin ich zugleich der, für den ich mich halte, der, für den ich gehalten werden möchte, der, für den der Photograph mich hält, und der, dessen er sich bedient, um sein Können vorzuzeigen.« – Roland Barthes

Ausgangspunkt der gezeigten Werkgruppe bzw. von Cathleen Falckenhayn sind fünf Portraits, die 2012 als Auftragsarbeit für die Galeriebesitzer entstanden sind. Die abgebildeten Frauen sind oder waren alle Mitglieder von Artists Unlimited, einem vor 30 Jahren gegründeten Künstlerhaus in Bielefeld, zu deren Gründungsriege die Galeristen selbst zählen. Die genannten Portraits werden in unterschiedlichen farbigen Rahmen präsentiert und stehen der Weiterentwicklung der Arbeit, die in einem separaten Raum der Galerie gezeigt wird, gegenüber.

In Schwarz-Weiß-Bildern, digitalisierte Analogaufnahmen von Groß- und Mittelformat, werden hier junge Erwachsene einer Generation, alle der Bielefelder Kulturszene zugehörig in einem undurchsichtigen Beziehungsgeflechts porträtiert. In den Einzelbildern betont die formale Reduzierung auf Wesentliches das Individuum und verweist in seiner Bildsprache auf klassische Portrait-Aufnahmen. Durch die theatrale Anmutung wirken die Bilder zunächst perfekt von der Fotografin inszeniert, bei genauerem Betrachten wird jedoch auch der Prozess der Selbstdarstellung vor der Fotokamera sichtbar, für die auch die nicht näher kommentierte Beziehung zwischen Fotografin und Model eine Rolle spielt: das Suchen nach dem perfekten Bild, das Verändern und Dirigieren des Körpers, das Abbilden von Emotionen, dem Gewahr werden von Ausdruck und Haltung, das Reproduzieren von Vorbildern, das Ausprobieren und Verwerfen und die Momente dazwischen. Die Fotografien sind gleichermaßen Ausdruck der Sicht der Künstlerin auf ihre Modelle und die Selbstwahrnehmung oder Inszenierung durch die Porträtierten selbst.

Die Hängung der Arbeiten erinnert an ein Diagramm, dabei erscheinen die größeren Abbildungen als Knotenpunkte an denen sich andere Portraits ausrichten. Und doch folgt die Hängung keinem linearen Narrativ, lässt Konstellation zwischen den Abgebildeten oder den Abgebildeten und der Fotografin offen. Letztendlich fügt sich auch die BetrachterIn in die das Beziehungsgeflecht ein.

Text: Anna Jehle

Cathleen Falckenhayn schloss ihr Studium im Sommer 2013, mit der Arbeit »3ZKB«, ab. Die Fotografien zu der gezeigten Arbeiten entstanden zwischen 2012 und 2014.