Andrey Sosnin

Stand-by

Bei der Betrachtung von Andrey Sosnins Arbeit »Stand-by« drängt sich unwillkürlich die Frage auf, ob auf der Krim entstandene Fotografie zwangläufig statisch sein muss. Es scheint ganz so als ob sich Sosnin in seiner Bildsprache dem berühmtesten Krim-Bild überhaupt verschrieben hat: »Valley of the Shadow of Death« von Roger Fenton, entstanden 1855 während des Krimkrieges. Auf Fentons Aufnahme passiert nichts, das Kriegsgeschehen wird durch die nachträglich in der Bildmitte platzierten Kanonenkugeln lediglich referenziert. Für das Festhalten von Bewegung war die damalige Technik noch nicht ausgereift genug. Von Sosnins Ausrüstung lässt sich das wahrscheinlich nicht behaupten, doch auch er begnügt sich mit Stillleben, denn das Leben in den Urlaubsorten der Halbinsel scheint knappe 160 Jahre später nun wirklich zum erliegen gekommen zu sein. Die Kulisse wirkt wie versteinert. Der Strand, der anderswo in der fotografischen Tradition zur Bühne für allerlei buntes Treiben dient, ist hier menschenleer und zeugt vom Einbruch des Tourismus. Fast die Hälfte der Bewohner lebte von den Touristen, die vor 2014 mehrheitlich aus der Ukraine kamen und nach der Annexion der Krim durch Russland der Halbinsel fernblieben.

Andrey Sosnin schloss im Wintersemester 2016/16 mit einer Arbeit zu Russlanddeutschen seinen Master in Fotografie und Medien ab. »Stand-by« wurde von Prof. Roman Bezjak betreut.