Andre Kolm

Perdoname Madrecita por mi vida Loca

Den Zentralamerikanischen Staaten Honduras und El Salvador wird der zweifelhafte Ruhm zuteil, Schauplätze der höchsten Mordraten der Welt zu sein. Statistiken für das Jahr 2010 zeigen, dass in El Salvador auf 100.000 Einwohner 66 Morde kommen.

Die Hälfte der Gewaltverbrechen wird von gut organisierten, rivalisierenden Jugendgangs verübt. Auf Grund der prekären Lebensrealität in Zentralamerika sind Gangs – auch »Maras« genannt – zu festen und alltagsbestimmenden Konstanten der Gesellschaft geworden, die ganze Stadtteile kontrollieren und unter sich aufteilen.

Die Körper der Mitglieder der »Maras« sind gezeichnet von Tatoos, an denen sich nicht nur die Bandenzugehörigkeit ablesen lässt: Verübte Morde werden augennah als Träne, Verluste von Freunden mit Grabsteinen auf dem Rücken verewigt.

Nach eingehender Recherche in Deutschland machte sich der Bielefelder Fotografiestudent André Kolm auf die Reise nach El Salvador, um dort mit Hilfe der christlichen Hilfsorganisation »SSPAS« (Servicio Social Passionista), die sich der Betreuung von Gangmitgliedern verschrieben hat, Kontakt zu Aussteigern aufzunehmen. Die »SSPAS« bietet neben medizinischer Versorgung auch die Entfernung der meist großflächigen Tatoos an, um so auch nach Außen hin die Spuren der Zugehörigkeit zu den »Maras« zu verwischen – doch schmerzhafte Narben bleiben zurück.

Die Charaktere auf André Kolms Fotos lassen den Betrachter die ereignis- und gewaltreiche Vergangenheit durch ihre Blicke und die unübersehbaren Spuren auf ihrer Haut erahnen.

André Kolm wurde 1984 in Hannover geboren und absolvierte mit dieser Arbeit im Frühjahr 2012 sein Fotografiestudium an der FH Bielefeld. Die Arbeit entstand unter Betreuung von Prof. Axel Grünewald und Prof. Roman Bezjak. Heute lebt und arbeitet André Kolm in Hannover.